Berlin (pag) – Im internationalen Vergleich kann sich die Fachkraftdichte im Gesundheitswesen der Bundesrepublik durchaus sehen lassen. Gleichzeitig existieren Versorgungsengpässe. „Das weist auf strukturelle Mängel und Ineffizienzen hin“, hält Prof. Michael Hallek anlässlich des neuen Gutachtens des Sachverständigenrats (SVR) Gesundheit und Pflege fest, dessen Vorsitzender er ist. Der Titel lautet: „Fachkräfte im Gesundheitswesen nachhaltig einsetzen – Strukturreformen endlich angehen“.

Das Gutachten stellt Hallek mit den SVR-Mitgliedern Prof. Melanie Messer und Prof. Jonas Schreyögg in der Bundespressekonferenz vor. Dort wirbt Messer für neue Aufgaben- und Verantwortlichkeiten von Pflegekräften. „Bei entsprechender Qualifikation muss für Pflegefachkräfte auch die eigenverantwortliche Ausübung von Heiltätigkeiten möglich sein.“ Auf der Agenda der Pflegewissenschaftlerin steht außerdem eine berufsgruppenübergreifende nationale Gesundheitspersonalplanung. „Auf dieser Informationsgrundlage sollen Engpässe künftig früher identifiziert und mit geeigneten Maßnahmen adressiert werden“, heißt es dazu im Gutachten.
Schreyögg macht sich für ein Primärarztsystem stark. Dadurch könnten überflüssige oder nicht indizierte Untersuchungen, die Ressourcen binden, vermieden werden, führt das Gutachten an. Eingeschriebene Versicherte sollten davon finanziell profitieren – zum Beispiel durch Beitragsrückerstattungen oder reduzierte Arzneimittelzuzahlungen.
Schreyögg fordert außerdem mehr Ambulantisierung, Vorhaltepauschalen und weniger DRGs. Der Gesundheitsökonom erneuert auch eine alte Forderung des SVR: die Reform der Notfallversorgung – mit Integrierten Leitstellen und Integrierten Notfallzentren.
Ferner müssten laut SVR zur Ressourcenschonung von Personal Prävention und die Gesunderhaltung der Menschen „im Sinne von ,Health in All Policies‘ zukünftig stärker in allen Politikbereichen berücksichtigt werden“. Eine Schlüsselrolle falle dabei dem geplanten Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) zu.

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