Berlin (pag) – Die Krankenhausreform ist unbestreitbar notwendig, betont der AOK-Bundesverband bei der Vorstellung des Krankenhaus-Reports 2024. Dieser zeigt konkrete Beispiele von Fehlversorgung, etwa in der Versorgung von Herzinfarkt-Patienten und von Frauen mit Brustkrebs. Zu viele Patienten werden in Einrichtungen versorgt, die dafür nicht adäquat ausgestattet sind, kritisiert der Kassenverband.

Der Leiter der Abteilung Qualitäts- und Versorgungsforschung im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) Christian Günster erläutert: In 2022 sind 191.000 akute Herzinfarkt-Patienten behandelt wurden. Etwa 9.400 Patienten (4,9 Prozent) davon in Kliniken ohne Herzkatheterlabor. Er appelliert: „Die Versorgung von Herzinfarktpatienten muss verbessert werden durch die Konzentration auf Kliniken mit der erforderlichen Ausstattung und Erfahrung.“ Positiv hervorzuheben sei allerdings die Rückläufigkeit des Trends. 2018 wurde noch jeder elfte Herzinfarktpatient in einer inadäquaten Klinik behandelt, 2022 nur noch jeder 22.

Zur optimalen Versorgung von Brustkrebs gehörten differenzierte Vorgehensweisen in interdisziplinären Teams. Die Behandlung in einem zertifizierten Zentrum könne die Sterblichkeit um etwa 20 Prozent senken, so Günster. In 2022 wurden 12,7 Prozent aller Operationen (9.067 Fälle) in nicht zertifizierten Krankenhäusern durchgeführt. Auch hier sei der Trend leicht rückläufig. Allerdings: „Würde man den Trend der letzten fünf Jahre fortschreiben, würde es noch 20 Jahre dauern, bis jede Frau in einem zertifizierten Zentrum operiert würde“, so der WIdO-Experte.

Weiterhin kritisiert die Bundesverband-Vorstandsvorsitzende Dr. Carola Reimann den gegenwärtig vorliegenden Entwurf der Strukturreform. Erstens fließe das Geld für die Kliniken sofort, die Verbesserung der Behandlungsqualität werde dagegen auf die lange Bank geschoben. Weiterhin fordert sie, die Vorhaltefinanzierung vom Behandlungsfall zu lösen. Der dritte zentrale Kritikpunkt betrifft die Lastenverteilung bei der Finanzierung: „Es ist ein Unding, dass der Umbau der Krankenhauslandschaft im Wesentlichen von der GKV und damit von den Mitgliedern und Arbeitgebenden gestemmt werden soll – ohne Einbeziehung des Bundes oder der Privatversicherten“, so Reimann.

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